| |
 |
Ansprache Friedrichs des Großen vor der
Schlacht bei Leuthen:
Lithographie von Adolph Menzel (1815–1905)
|
|
Friedrichs des Großen größter Schlachtensieg |

|
Bei Leuthen suchte der Preußenkönig die Entscheidung über
den Besitz Schlesiens im Allgemeinen und Breslaus im Besonderen
von Heinz Magenheimer
|
Zu Beginn des Siebenjährigen Krieges eroberten
die Österreicher unter Prinz Karl von Lothringen große Teile Schlesiens, am 25.
November 1757 fiel Breslau ohne Gegenwehr. Obwohl ihm der Gegner zahlenmäßig um
fast das Doppelte überlegen war, beschloss Friedrich der Große, die Entscheidung
zu suchen. In Eilmärschen zog er den Österreichern entgegen, die bei Breslau gut
gesichert standen. Er handelte wie ein Hasardeur, der alles auf eine Karte
setzte.
Auf der Gegenseite vertraute Prinz Karl seiner
Übermacht, denn er verfügte über 65.000 Mann gegenüber nur 35.000 Mann auf
preußischer Seite. Obwohl sein Stellvertreter Feldmarschall Leopold Joseph von
Daun ihm riet, die sichere Stellung vor Breslau nicht aufzugeben, rückte er dem
König entgegen. Er wollte ihn daran hindern, sich hinter dem Lauf der Katzbach
festzusetzen und dort Winterquartiere zu beziehen. Doch Friedrich kam ihm zuvor.
Als der König an der Spitze der Vorhut am 4. Dezember vom Anmarsch der
Österreicher erfuhr, erkannte er sofort seinen Vorteil. Prinz Karl wurde vom
Vormarsch der Preußen überrascht und bezog bei dem an der Straße nach Breslau
gelegenen Dorf Leuthen eine mit etwa neun Kilometern Breite überdehnte Stellung.
Er betrieb kaum Gefechtsaufklärung, ein weiterer Fehler. Hätte der erfahrene
Daun den Oberbefehl geführt, hätte es Friedrich viel schwerer gehabt.
Am Abend des 4. Dezember machte der König sein
Testament, dem er anvertraute, dass er eine verlorene Schlacht nicht überleben
werde. Die Devise lautete: Alles oder nichts. Dann rief er die Generäle und
höhere Offiziere herbei und hielt eine temperamentvolle Rede. Er flößte ihnen
Mut ein und betonte, dass er in der Schlacht von den Truppen größte Tapferkeit
erwarte. Er endete mit den Worten: „Nun leben Sie wohl, meine Herren! Morgen
haben wir den Feind geschlagen, oder wir sehen uns nie wieder!“ Hierauf ritt der
König durchs Lager und verbreitete Zuversicht.
Am Morgen des 5. Dezember herrschte rund um
Leuthen Nebel, der den Aufmarsch von Friedrichs Armee begünstigte. Es lag eine
dünne Schneedecke, und der Boden war hart gefroren, was die Bewegungen
erleichterte. Friedrich marschierte in vier Kolonnen auf die Österreicher zu und
inspizierte von einem Hügel aus ihre Stellungen. Ihre ziemlich breite Ausdehnung
kam ihm entgegen. Er fasste den Entschluss, einen Angriff gegen ihren rechten
Flügel vorzutäuschen, mit der Masse seiner Armee jedoch nach Süden zu schwenken
und ihren linken Flügel bei Sagschütz in „schiefer Schlachtordnung“ flankierend
anzugreifen. Auf diese Schlachtordnung setzte er seine Hoffnungen. Offenbar
folgte er einer Taktik, die er aus dem Studium der antiken Schriftsteller kannte
und die den Thebanern den Sieg über die Spartaner bei Leuktra 371 vor Christus
beschert hatte.
Der König beginnt mit dem Aufmarsch parallel zum
Gegner, Prinz Karl lässt sich vom Scheinangriff täuschen und verlegt sein
Reservekorps auf den vermeintlich bedrohten rechten Flügel – noch ein Fehler.
Doch der König schwenkt plötzlich nach rechts ab, formiert die Armee in zwei
Kolonnen und führt sie, gedeckt durch eine Hügelkette, nach Süden. Dem
vordersten Teil des Infanterietreffens folgt dichtauf die schwere Artillerie, um
im Schwerpunkt wirken zu können, und auf dem äußersten Flügel konzentriert
General Hans Joachim von Zieten seine Reiterei, um die Umfassung einzuleiten.
Die übrige Kavallerie unter General Georg Wilhelm von Driesen bleibt auf dem
linken Flügel hinter einem Hügel in Reserve.
Im österreichischen Hauptquartier kann man sich
nicht erklären, wohin die Preußen verschwunden sind. Die fehlende Aufklärung
rächt sich. Man rechnet bereits mit dem Abzug des Gegners. Doch General Franz
Leopold von Nádasdy, der den Südflügel kommandiert, ersucht um die Mittagsstunde
Prinz Karl dringend um Verstärkung, da er mit einem Flankenangriff der Preußen
rechnet. Die Reserven sind aber bereits auf dem „falschen“ Flügel eingesetzt, so
dass Nádasdy auf sich allein gestellt bleibt. Er kann nicht mehr tun, als seinen
äußersten linken Flügel hastig zu verlängern. Als die Umgehung durch die Preußen
offenbar wird, ist es zu spät.
Kurz vor 13 Uhr reißt der Nebel auf. Friedrich
hat seine Infanterie in zwei Treffen aufmarschieren lassen und zieht sie im
„Schrägmarsch“ vor, bis sie fast im rechten Winkel zum Gegner steht. Nun beginnt
der preußische Flankenstoß mit einer Sturmtruppe von drei Bataillonen, die den
beherrschenden Kieferberg erobern. Die nachfolgende Infanterie rollt den
Südflügel auf, wobei das Korps Nádasdy völlig aufgerieben wird. Er setzt seine
Kavallerie zum Gegenangriff an, doch Zietens Reiterei schlägt ihn zurück und
vollendet die Umfassung.
Die Österreicher versuchen, so gut es geht,
wenigstens das Dorf Leuthen zu verteidigen, und um den ummauerten Kirchhof
entspinnt sich ein heftiger Kampf. Erst als Friedrich seine schwere Artillerie
einsetzt, wird der Kirchhof unter schweren Verlusten durch ein Gardebataillon
genommen. Der Gegner muss aus Leuthen weichen, hat jedoch alle Truppen vom
rechten Flügel herangeführt und bildet nochmals eine Kampflinie. Die Schlacht
steht, ist noch nicht entschieden, und schon schwindet das Tageslicht. Da setzt
die österreichische Kavallerie des rechten Flügels zu einem Flankenstoß an, um
die Infanterie zu entlasten, doch die bisher hinter einem Hügel lauernde
preußische Reiterei ergreift die Chance, bricht hervor, fasst die gegnerische
Kavallerie in der Flanke und zersprengt sie. Die österreichische Armee ergreift
die Flucht und zieht sich im Schutz der Nacht zurück. Sie verliert fast 22.000
Mann, darunter 12.000 Gefangene, wogegen die Verluste der Preußen nur 6.400 Mann
betragen. Prinz Karl gibt in der Folge Breslau auf und räumt ganz Schlesien.
Es war der berühmteste Sieg, den König Friedrich
je errang, ein Sieg, der sogar von Napoleon bewundert wurde. Es war auch das
einzige Mal, dass der König die „schiefe Schlachtordnung“ mit Erfolg anwandte.
Sie sollte später in den Militärakademien als Musterbeispiel für einen
siegreichen Flankenangriff gelehrt werden. Als sich die erschöpften Preußen
abends auf dem Weg ins Lager befanden, stimmten sie den Choral „Nun danket alle
Gott!“ an. Er wurde später zum „Choral von Leuthen“.
Diskutieren Sie diesen Beitrag in unserem
Preussen-Forum
Historienfilme zum Friedrich-Jahr 2012
|